Pfannenstiel vor Abschied: «Auch das Rheinland überleben»
Düsseldorf – Ob Lutz Pfannenstiels anderthalbjährige Zeit als Sportchef von Fortuna Düsseldorf erfolgreich war, ist wohl erst am Saisonende zu bewerten.
Sollte die Fortuna dann erneut den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga geschafft haben, hat Pfannenstiel mit der Beurlaubung von Club-Idol Friedhelm Funkel und der Verpflichtung von Trainer-Nachfolger Uwe Rösler alles richtig gemacht. Pfannenstiel wird dies zumindest als Fortuna-Manager nicht mehr erleben – an diesem Wochenende endet seine Amtszeit nach dem Spiel beim FC Bayern München am Samstag (18.30 Uhr/Sky).
«Normalerweise wäre die Saison am 31. Mai beendet gewesen. Zum Zeitpunkt meiner Entscheidung, den Vertrag aufzulösen, konnte niemand ahnen, dass die Corona-Pandemie alles auf den Kopf stellen würde», sagte Pfannenstiel der Deutschen Presse-Agentur zum ungewöhnlichen Zeitpunkt des Endes seiner Amtszeit.
Nach dem von ihm vollzogenen Trainerwechsel im Januar wollte er nur noch weg. Zu heftig waren in seinen Augen die Attacken gegen seine Familie. «Meine Entscheidung wurde nochmal untermauert, weil mein familiäres Umfeld in sportlich kritischen Phasen in den digitalen Kanälen sehr respektlos und beleidigend behandelt wurde», sagte der 47-Jährige, der als Bayer zudem mit der rheinischen Mentalität fremdelte. «An die emotionalen Schwankungen in dieser Region muss man sich gewöhnen», sagte der Ex-Keeper, der als Spieler auf sechs Kontinenten aktiv war und viel gesehen hat. «Ich habe so viele Kulturen erlebt, dass ich auch das Rheinland überleben werde.»
Inzwischen sieht sich Pfannenstiel in der Trainerfrage bestätigt. Auch wenn die Fortuna seit Röslers Einstand zu viele Punkte liegen ließ, spielt sie doch attraktiver und vor allem solider. Von den neun Partien unter Rösler verlor sie nur eine. «Ich bin überzeugt davon, dass Fortuna kommende Saison in der Bundesliga spielt», sagte Pfannenstiel. Allerdings hat es das Restprogramm in sich: Nach dem Spiel in München warten unter anderem noch die Aufgaben gegen Dortmund und in Leipzig. Zudem muss auch der Trainer damit leben, dass Pfannenstiel in dieser wichtigen Phase geht und im bisherigen Kaderplaner Uwe Klein ein neuer Sportchef da ist.
«Es ist ja kein Geheimnis, dass Lutz und ich ein sehr gutes Verhältnis haben. Er hat mich zur Fortuna geholt und mir diese Chance gegeben. Dafür bin ich sehr dankbar», sagte Rösler. «Ab Montag beginnt mit Uwe Klein ein neues Kapitel. Hoffentlich wird die Zusammenarbeit genauso gut», sagte Rösler weiter.
Eine gewisse Skepsis und Distanz ist dabei rauszuhören, auch wenn der Fortuna-Coach hinzufügte: «Es ist schonmal ein sehr gutes Zeichen, dass Uwe in meine Verpflichtung mit eingebunden war. Das hat Lutz mir stets versichert.» Der 50 Jahre alte Klein blieb öffentlich bislang stumm. Solang Pfannenstiel im Amt ist, wurden Anfragen abgeblockt. Schon seit einiger Zeit arbeiten Klein und Rösler wegen der Kaderplanung zusammen. «Wir haben einiges zu tun. Sie wissen ja, wie viele Verträge bei uns auslaufen», sagte Rösler. Konkret sind es 17 Kontrakte, die auslaufen. Diese Hypothek wiegt schwer.
Pfannenstiel betonte, dass Klein an der Planung beteiligt war. «Aufgrund unseres kleinen Budgets und unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten mussten und wollten wir das so machen», sagte Pfannenstiel, der notgedrungen mit etlichen Leihverträgen arbeitete. «Als kleinerer Club ist eben das Los, jedes Jahr mehr oder weniger eine neue Mannschaft aufbauen zu müssen.» Auch im vergangenen Sommer musste Pfannenstiel elf neue Spieler holen.
Wie es mit ihm nun weitergeht, ist noch unklar. Den Rest der Saison wird der einstige Weltenbummler als TV-Experte für den internationalen Bundesliga-Markt kommentieren.
(dpa)