Wertverlust ist beim Auto der größte Posten

München – Beim Autokauf unterschätzen viele die laufenden Kosten, die für den Wagen anfallen. Diese sollte man sich im Vorfeld aber ganz genau anschauen und durchrechnen, rät Peter Hellwich, Fuhrparkverwalter und Experte des Auto Club Europa (ACE).

Ein häufiger Fehler sei, dass Autokäuferinnen und Autokäufer bestimmte Fixkosten bei der Berechnung zu stark in den Fokus nehmen und andere vergessen – zum Beispiel schauen manche ganz genau darauf, in welche Versicherungsklasse ein Fahrzeug fällt, vergessen aber den Wertverlust des Wagens. Der schlägt am stärksten zu Buche und macht laut Hellwich rund 30 bis 40 Prozent der laufenden Kosten aus, während die Versicherung einen Anteil von rund 5 Prozent hat.

Fixkosten zwischen 50 bis 80 Cent pro Kilometer

Der Experte verdeutlicht das an einem Beispiel: Ein gut ausgestattetes Auto der unteren Mittelklasse zum Neupreis von 40 000 Euro wird pro Jahr rund 20 000 Kilometer gefahren. Nach fünf Jahren liege der Wert des Wagens noch bei rund 10 000 Euro, so Hellwich. Das heißt: Pro Jahr seien das im Schnitt 6000 Euro Wertverlust – auf die Laufleistung umgerechnet, schlägt der Wertverlust pro Kilometer in diesem Fall also mit mehr als 30 Cent zu Buche.

Zu den fixen Kosten in der Kalkulation, zu denen etwa Inspektionen und Reifenwechsel gehören, kommen noch variable Kosten: vor allem der Benzinverbrauch. Als grobe Faustregel könnte man dem Experten zufolge durchaus von Gesamtkosten von 50 Cent pro Kilometer für einen neuen Kompaktwagen ausgehen – in der oberen Mittelklasse wären es nach seinen Worten schon 75 bis 80 Cent pro Kilometer.

Studie: Autobesitzer unterschätzen Kosten

Einer Studie zufolge unterschätzen deutsche Autobesitzerinnen und Autobesitzer die Gesamtkosten ihres Fahrzeugs zum Teil massiv. Das betrifft vor allem den Wertverlust, aber auch Kosten für Reparaturen, Steuern und Versicherungen, wie Forscher des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, der Universität Mannheim und der Yale University feststellten.

Konkret setzen die Menschen laut einer Forsa-Umfrage im Rahmen der Studie die Gesamtkosten des Autobesitzes um durchschnittlich 221 Euro pro Monat zu niedrig an. Selbst Befragte, die alle Kostenfaktoren im Kopf hatten, lagen im Schnitt 161 Euro unter der eigentlichen Summe.

Die Forscher glauben: Viele würden ihr Auto wohl abgeben, wenn sie die Fixkosten realistisch einschätzen würden. Nach ihrer Schätzung würden in Deutschland mehr als 17 Millionen Autos weniger auf den Straßen unterwegs sein.

Fahrzeug nach Nutzungsverhalten wählen

Fachmann Peter Hellwich rät vor dem Autokauf zu einem Realitätscheck. Denn er hat festgestellt: «Die Leute fahren immer größere Autos – oft vergessen sie, dass dann auch alle anderen Kosten steigen und der Wertverlust höher ist.»

Deshalb sollte man sich zunächst kritisch fragen: Welches Fahrzeug brauche ich für mein Nutzungsverhalten? Und es muss vielleicht nicht immer ein Neuwagen sein. Denn hier ist der Wertverlust in den ersten Monaten ganz besonders hoch. Man sage nicht umsonst: «Der teuerste Kilometer ist der erste Kilometer», so Hellwich. Vielleicht tut es auch ein Jahreswagen oder ein junger Gebrauchter?

Zu bedenken ist auch: Mehr Motorleistung bedeutet dem Experten zufolge oft auch mehr Kosten für Versicherung, mehr Verbrauch und mehr Reifenverschleiß.

Wie ermittelt man die Fixkosten?

Zur Schätzung der laufenen Kosten stellt der ADAC online einen
Autokostenrechner zur Verfügung. Der Wertverlust kann man alternativ selbst ausrechnen. Dafür schaut man online auf Gebrauchtwagen-Börsen, wie viel dort für das Wunschauto mit einem bestimmten Alter und einer bestimmten Laufleistung verlangt wird. Alternativ kann man etwa den
Rechner der Deutsche Automobil-Treuhand (DAT) nutzen, der kostenlos den Gebrauchtwagenwert schätzt.

Was die Versicherungskosten angeht: Die Versicherer haben laut Hellwich Auflistungen für die einzelnen Typ- und Regionalklassen. Zur Berechnung anfallender Steuern bietet das Finanzministerium online einen
Rechner an.

In Bezug auf die Instandhaltungskosten rät der Experte zu einem Blick auf die Servicepauschalen, die viele Autohersteller zu den Fahrzeugen anbieten. «Das kommt den tatsächlichen Kosten relativ nah.»


(dpa/tmn)

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