Gisdol über Geisterspiele: «Man coacht sich mehr aus»
Köln – Die wohl bevorstehenden Geisterspiele in der Fußball-Bundesliga werden unter den Trainern zu Verhaltensänderungen führen. Die erklärte Markus Gisdol vom 1. FC Köln, der mit seinem Verein das bisher einzige Geisterspiel der Saison bei Borussia Mönchengladbach (1:2) absolviert hat.
«Alles ist gläsern. Man coacht sich mehr aus», erklärte Gisdol mit Blick darauf, dass man ohne Zuschauer alle Anweisungen von der gegnerischen Bank versteht.
«Mein Eindruck war, dass man auch ein bisschen gereizter reagiert, wenn auf der gegnerischen Bank hochgefahren wird. Wenn man was hört, blökt man vielleicht schneller rüber. Aber das ging schnell auf ein vernünftiges Level», sagte Gisdol.
Vor allem aber seien taktische Anweisungen schwieriger. «Als ich den Kollegen gehört habe, war mein erster Reflex: Vorsicht, er hört dich auch», sagte er: «Es wird noch wichtiger, dass man Mechanismen in der Kabine bespricht und keine Details über den Platz ruft. Auch, wenn die Möglichkeit nun da wäre, sogar den Spieler auf der gegenüberliegenden Seite zu erreichen.» Eine Geheimsprache sei in Köln aber nicht eingeführt worden.
Schwer sei aktuell das ständige Umstellen auf eine neue Situation. «Im meinem Büro haben wir bestimmt schon zehn verschiedene Szenarien auf die Tafel geschrieben und sie jeden dritten Tag weggewischt», sagte der 50-Jährige: «Das kostet Energie und Kraft, die Spieler machen sich ja auch verrückt.»
Man bereite sich im Moment auf eine «fast turnierähnliche Situation vor» mit wohl neun Spielen in sechs Wochen: «Die Basics haben wir gelegt. Aber wenn das Go kommt, dass es wieder losgeht, wird es relativ schnell gehen.» In jedem Fall habe die Corona-Pause «bei jeder Mannschaft etwas ausgelöst. Manche werden Defizite beseitigt haben. Andere werden Defizite haben, die sie vorher nicht hatten.»
(dpa)