Der Rundum-Check fürs Fahrrad
Freiburg – Zu Hause bleiben, das ist im Moment die wichtigste Empfehlung, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Ist es aber unerlässlich, etwa zur Arbeit oder zum Supermarkt zu fahren, bietet sich das Fahrrad an.
«Ich kann nur betonen: Geht aufs Rad», sagt der Biometriker Gerd Antes, der sich unter anderem mit den Verbreitungswegen von Infektionen beschäftigt. Rad zu fahren, sei ein hundertprozentiger Selbstschutz, weil man nur das Rad anfasse und zum Beispiel nicht die Stangen in Bahn oder Bus.
«Und es ist ein hoher Schutz für andere, da man automatisch und andauernd Abstand hält», erklärt der langjährige Direktor des Deutschen Cochrane-Zentrums am Universitätsklinikum Freiburg. Wenn viele Menschen jetzt auf das Rad stiegen, entlaste das den öffentlichen Nahverkehr, «der ja die größte öffentliche Massenveranstaltung ist und bei dem das Infektionsrisiko besonders groß ist».
Allerdings dürfte bei vielen Menschen das Rad nach den Wintermonaten noch im Keller oder in der Garage stehen. Vor der ersten Fahrt sollte man es gründlich checken, rät der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR). Die Prüfpunkte:
Erster Eindruck: Wie schaut das Rad aus? Sind Risse oder Verformungen zu sehen? Mit der Hand ruckelt man kräftig an Sattel und Lenker – sie dürfen sich dabei nicht verdrehen. Lose Teile am Rad werden fixiert und generell alle Schraubverbindungen daraufhin kontrolliert, ob sie noch fest sind. Damit Staub oder Schmutz keine Schäden verdecken, sollte man das Rad vorher gründlich säubern.
Bremsen- und Lichtcheck: Mit Sicherheit der wichtigste Punkt der Liste. Lässt sich der Bremshebel bis zum Anschlag durchdrücken, hat er zu viel Spiel und muss nachgezogen werden – das geht über die kleinen Rändelschrauben an Griff und Bremskörper.
Beim Belag gilt: Sind bei Bremsklötzen die Querrillen auf der Innenseite nicht mehr zu erkennen, sei ein Wechsel fällig, erklärt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Bayern. Bremsstaub lasse sich mit einer Nagelfeile oder Schmirgelpapier von den Klötzen entfernen.
Bei Scheibenbremsen und deren Belägen ist die Dicke maßgeblich – welche Millimeter-Werte diese nicht unterschreiten sollten, steht in der Bedienungsanleitung. Im Zweifel lieber in der Fachwerkstatt nachfragen – die dürfen nach Angaben des Bundesverbands Zukunft Fahrrad (BVZF) in allen Bundesländern öffnen.
Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) macht für die Beleuchtung am Rad klare Vorgaben. Wer sie missachtet, riskiert ein Bußgeld von 20 Euro.
Konkret müssen vorne und hinten funktionierende Leuchten sowie Reflektoren angebracht sein. Die Pedale des Fahrrad müssen laut StVZO gelbe Reflektoren haben. Zur Seite werfen klassische gelben Katzenaugen in den Speichen einfallendes Licht zurück. Alternativ sind etwa reflektierende Streifen an den Reifen-Seitenwänden in Ordnung. Hier sollte man prüfen, ob diese noch vollständig sind, so der DVR.
Reifen aufpumpen: Meist lässt der Luftdruck nach der Winterpause zu wünschen übrig. Und möglicherweise haben die Reifen Standschäden. Ob sie noch rund laufen oder eiern, könne man am Abstand zwischen Bremsen und Reifen erkennen, erklärt der ADFC Bayern. Bleibe die Distanz zwischen beiden beim Drehen immer gleich, sei alles in Ordnung.
Wie viel Luftdruck richtig ist, steht an der seitlichen Flanke des Mantels. An einer Luftpumpe mit Manometer kann man den Druck ablesen und entsprechend präzise aufpumpen.
Kettenpflege: Die Kette ist ein stark beanspruchtes Teil am Rad. Sie wird gereinigt und dann mit Fett oder Öl geschmiert. Vorsicht: Ausgeleierte Ketten können die Zahnkränze beschädigen und dafür sorgen, dass die Schaltung ruckelt. Diese Ketten lieber tauschen.
(dpa/tmn)