Die Auswirkungen des Coronavirus auf den Finanzmarkt
Was vor wenigen Tagen kaum für möglich gehalten wurde, ist nun die bittere Realität: Die durch den Coronavirus ausgelöste Krise hat für gravierende Verluste an den Finanzmärkten gesorgt. Ist die Angst vor einer neuen Finanzkrise berechtigt?
Nicht nur die Aktienmärkte mussten starke Verluste verbuchen – auch der Kryptomarkt wurde vom Virus erwischt. So stürzte der Bitcoin von rund 9.000 US Dollar auf unter 4.800 US Dollar ab. Scheinbar gibt es also doch eine Korrelation zu den Aktienmärkten.
Warum es (noch) keine Finanzkrise ist
„Das ist keine Finanzkrise. Die Banken befinden sich in einer sehr guten Verfassung. Wir sind jetzt hier, damit wir helfen“, so Michael Corbat, Chef der amerikanischen Citibank. Ein ausgesprochen denkwürdiger Auftritt. Vor allem auch im Hinblick darauf, dass es immer hellhörig macht, wenn ein Banker betont, dass „alles in bester Ordnung“ ist. Der kollabierte Ölpreis setzt nämlich in den USA vielen Ölunternehmen zu. Das betonte auch Kieran Calder von der UBP Bank gegenüber CNBC. „Viele der Schieferölunternehmen haben hohe Schulden. Das ist eine berechtigte Sorge. Jedoch die Banken, die denen das Geld geliehen haben, gehören nicht zu den global systemwichtigen Einrichtungen.“
Das mag im ersten Moment zumindest beruhigend erscheinen. Denn es sieht so aus, als würden tatsächlich nur die kleineren Regionalbanken in den USA betroffen sein. Jürgen Michaels, Chefvolkswirkt der BayernLB, ist jedoch der Meinung, dass ein in der US Provinz auftretendes Problem zu einem Dominoeffekt werden kann, das sich sodann durch den gesamten Finanzmarkt frisst. „Fällt der Einzelne aus, so heißt das, es gibt ein Problem für die Bank, die den Kredit ausgegeben hat“, so Michaels. „Das sei nicht das Problem. Wenn man die Bank aber aufgrund des Verlusts jetzt in eine Situation bringt, damit diese bei der Kreditvergabe vorsichtiger wird, dann bedeutet das teurere Finanzierungen, und das können sich viele nicht mehr leisten. Und dann sind stärkere Kreditausfälle vorprogrammiert, von denen enorm viele Investoren betroffen sein werden. Das führt unweigerlich zu einer Kreditknappheit.“
Vergeben Finanzinstitute keine Kredite mehr, so ist die logische Schlussfolgerung, dass viele Unternehmen pleitegehen. Am Ende sind es dann doch wieder die Banken, die in Bedrängnis geraten.
Alle Augen sind Richtung Italien gerichtet
Besonders gefährdet ist Italien. In einem Land, in dem die Wirtschaft so gut wie still steht, und in dem es einige Problemkredite gibt, mag es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis das System kollabiert. „Die Problemkredite werden stark ansteigen, weil die Wirtschaft hier wirklich still steht. Das heißt für die Banken, sie müssen mit viel mehr notleidenden Krediten rechnen. Der Kapitalpuffer der italienischen Banken wird also schneller abschmelzen als in anderen Ländern“, so Carola Schuler, Bankexpertin der Ratingagentur Moody’s.
Gibt es einen Grund zur Panik? Regierungen können sehr wohl Wirtschaftshilfen beschließen oder etwa Überbrückungskredite für besonders angeschlagene Unternehmen bereitstellen. Helfen die Regierungen und kann das Coronavirus in den Griff bekommen werden, so muss man zumindest keine neue Bankenkrise befürchten. Jedoch sei auch die Politik gefragt, entsprechend zu handeln, um Dominoeffekte verhindern zu können.
Selbst der Bitcoin ist nicht immun
Wer mit Bitcoin Code arbeitet oder bereits Kryptowährungen in seinem digitalen Portemonnaie hat, der wird bemerkt haben, dass es natürlich auch den Kryptomarkt – allen voran den Bitcoin – erwischt hat. Innerhalb von wenigen Augenblicken ist der Bitcoin-Preis von rund 8.000 US Dollar auf unter 5.000 US Dollar abgestürzt. Auf einmal war nichts mehr von einer Krisenwährung zu spüren. Aber nicht nur der Bitcoin musste herbe Verluste einstecken – auch der Goldkurs hat nachgegeben und ist von fast 1.700 US Dollar auf unter 1.500 US Dollar gerutscht.
Natürlich sind diese herben Verluste eine Herausforderung – aber zugleich auch eine wirklich neue Chance. Denn so günstig wie zum aktuellen Zeitpunkt konnte schon lange nicht mehr in Aktien wie Kryptowährungen investiert werden.
Es mag zwar keine Garantie geben, dass die Preise in absehbarer Zukunft steigen werden – doch die Chance, dass sich die Wirtschaft von der Coronakrise erholt, ist hoch.
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