Woher kommen unsere Weihnachtsbräuche?

Berlin – Manches gehört zum Weihnachtsfest wie das Amen zur Kirche: Der Baum, die Bescherung, die Lieder. Aber manch ein Brauch hat sich erst in jüngerer Zeit bei uns breitgemacht. Einige Beispiele:

– Weihnachtsbaum: Er ist das
Symbol der Weihnachtszeit schlechthin. Seinen Ursprung hat er wohl als «Paradiesbaum» im kirchlichen Krippenspiel des Mittelalters. 1605 soll es in Straßburg den ersten Christbaum gegeben haben – noch ohne Kerzen. Und seit Mitte des 19. Jahrhunderts gehört der geschmückte Baum zum Weihnachtsfest in deutsche Wohnzimmer.

– Baumschmuck: Spätestens an Heiligabend wird der Baum mit Kerzen, Kugeln, Figuren und Lametta geschmückt. Als «alte Tradition aus Deutschland» werden in den USA Glasornamente in Form von
Gewürzgurken angeboten. Wer den grünen Anhänger zwischen den Zweigen erspäht, darf sich auf ein Extra-Geschenk freuen. In Deutschland ist der Brauch aber wohl weithin unbekannt.

– Geschenke: Bis zur Reformation wurden die Kinder am Nikolaustag beschenkt. Weil Protestanten aber mit der Heiligenverehrung der Katholiken brechen wollten, musste der Heilige Bischof von Myra als Gabenbringer weichen. Christkind und Weihnachtsmann übernahmen die Rolle, die Bescherung wurde aufs Weihnachtsfest verschoben.

– Weihnachtsmann: Wie er aussieht, hängt immer auch von zeitgenössischen Einflüssen ab. Das heute weit verbreitete Bild des rundlichen Herren in rot-weißem Gewand verdanken wir einer Werbekampagne des
Coca-Cola-Konzerns aus dem Jahr 1931. Sein Name ist übrigens «Santa Claus», was an den heiligen Nikolaus aus vor-reformatorischer Zeit erinnert.

– Mistelzweig: Unter den
Zweigen dieser immergrünen Schmarotzerpflanze darf in der Weihnachtszeit geküsst werden – diese Tradition ist wohl aus dem prüden viktorianischen England im 19. Jahrhundert auf den Kontinent gekommen. Die Ursprünge werden auf keltische Bräuche zurückgeführt.

– Herrnhuter Stern: Entstanden in einem christlichen Internat zu Beginn des 19. Jahrhunderts leuchtet der vielzackige Stern aus der
Herrnhuter Brüdergemeine im Südosten Sachsens inzwischen in aller Welt. Bereits zu DDR-Zeiten wurden mit dem Export der Sterne, die sich zum Versand auseinanderbauen und flach verpacken ließen, Devisen erwirtschaftet.

– Weihnachtslieder: An der Hitliste der beliebten Weihnachtslieder lässt sich der Wandel der Traditionen besonders gut ablesen: Während sich bei einer repräsentativen Umfrage
«Stille Nacht, Heilige Nacht» (1818) mit 44 Prozent deutlich an die Spitze setzte, folgt auf den Plätzen ein bunter Reigen aus älteren Titeln wie
«O Tannenbaum» (ca. 1824) oder
«Kling, Glöckchen, klingelingeling» (1873) und jüngeren Zugängen wie «White Christmas» (Bing Crosby, 1942) oder «Last Christmas» (Wham!, 1984).

– Weihnachtsessen: Beim Essen variieren die Traditionen. Jede Region hat eigene Bräuche, in vielen Familien haben sich Rituale festgesetzt. Für die Mehrheit gehört gute Hausmannskost dazu – auf keinen Fall komme in Frage, sich an den Feiertagen Fast Food zu holen oder liefern zu lassen, sagten vor einem Jahr 56 Prozent der Teilnehmer einer YouGov-Umfrage. Einen Restaurantbesuch konnten sich gerade mal 26 Prozent vorstellen.

– Gottesdienst: Ob Christvesper am Heiligabend oder Christmette in den frühen Morgenstunden des 25. Dezember – die Weihnachtsgottesdienste zählen zu den am besten besuchten liturgischen Feiern der großen Kirchen. Die katholische Kirche gibt denjenigen, die sich sonst nicht blicken lassen und die Bräuche deshalb kaum noch kennen, einen
«Spickzettel» an die Hand. Erster Ratschlag: «Die Kirche könnte voll werden: Früh genug kommen».


(dpa)

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