Der Nissan Juke im Praxistest
Berlin (dpa-infocom) – Lange Zeit galt er als Paradiesvogel unter den kleinen Geländewagen. Doch wenn Nissan kurz nach dem Jahreswechsel nach neun Jahren die zweite Generation des Juke an den Start bringt, beweist der Exot plötzlich Familiensinn.
Um in einem unablässig wachsenden Feld von Konkurrenten zu bestehen, reicht eine provozierende Form allein nicht mehr aus. Deshalb zeigt sich der Juke nun auch von seiner praktischen Seite, lockt mit mehr Platz und mehr Finesse und obendrein mit jeder Menge Hightech. Die Aufwertung hat allerdings auch ihren Preis: So wird der Wettstreiter von VW T-Cross, Skoda Kamiq, Peugeot 2008 oder Renault Captur rund 2500 Euro teurer und startet künftig bei 18.990 Euro.
Alte Form, neues Format
Dafür gibt es den Softroader in einer nur mäßig entschärften Form, aber in einem neuen Format: Die Länge wächst um rund acht und der Radstand sogar um knapp 12 Zentimeter. Außerdem geht der Juke um vier Zentimeter in die Breite und das Dach wird um zwei Zentimeter angehoben. Das Ergebnis: Während es im Fond bislang schon für Kinder knapp war, kommen auf der Rückbank jetzt auch Erwachsene halbwegs bequem ans Ziel.
Der Kofferraum wächst bei einer Gesamtlänge von nun 4,21 Metern ebenfalls: Um rund 20 Prozent legt das Ladevolumen zu und misst nun 422 bis 1088 Liter, die dank einer deutlich breiteren Klappe zudem besser zu nutzen sind. Ganz konsequent sind die Japaner allerdings nicht mit ihrem Konzept für Alltagstauglichkeit: Anders als etwa beim Schwestermodell Renault Captur oder beim VW T-Cross gibt es keine verschiebbare Rückbank.
Außen provokant, innen seriös
Während das Format neu ist, gibt der Juke bei der Form weiter den schrägen Sonderling, der mit seinem Coupé-Heck und den ausgestellten Kotflügeln eher wie ein Sportwagen auf Stelzen aussieht als ein aufgebocktes Stadtauto. Und wenn man ihn mit Zweifarb-Lackierungen bestellt, verstärkt sich dieser Effekt noch.
Doch trotz des polarisierenden Designs will der Juke künftig ein seriöses SUV sein. Das zeigt sich an der etwas liebevolleren Materialauswahl. Das sieht man dem neuen Online-Infotainment mit seinem großen Touchscreen und der Kameraüberwachung für alle Ecken des Autos an. Und das erkennt man vor allem beim Blick auf die Liste der Assistenzsysteme. So ist der Juke einer der wenigen Kleinwagen, die dank automatischer Abstandsregelung mit aktivem Lenkengriff nahezu autonom fahren können. LED-Scheinwerfer sind künftig Serie. Und auch das Soundsystem mit eigenen Lautsprechern in den Kopfstützen kann sich sehen oder besser hören lassen.
Unter der Haube ist es vorbei mit dem frechen Charme
So frech der Juke auftritt und so innovativ sein Interieur gestaltet ist – der Antrieb bleibt spürbar brav. Denn zum Start gibt es allein einen Dreizylinder-Turbo-Benziner mit mageren 86 kW/117 PS. Der Diesel ist mangels Nachfrage und wegen der teuren Abgasreinigung aus dem Programm gestrichen, die sportliche Nismo-Variante ein fernes Vorhaben und wann welche Form der Elektrifizierung einmal kommen wird, wollen die Japaner noch nicht verraten. Immerhin kann man jetzt als Alternative zum Schaltgetriebe erstmals eine Doppelkupplung mit sieben Stufen und Paddeln am Lenkrad bestellen. Ein Allradantrieb ist nicht vorgesehen.
Dabei macht der ein Liter große Motor gar keine so schlechte Figur: Er ist für einen Dreizylinder halbwegs kultiviert und hat mit seinen bis zu 180, kurzfristig sogar 200 Nm allemal genügend Antrittsstärke für den Ampelsprint oder zum Überholen. Aber bis Tempo 100 vergehen aus dem Stand immerhin 11,1 Sekunden und spätestens auf der Autobahn wird der Geduldsfaden länger. Und wenn sich die Tachonadel bei Vollgas bei 180 km/h einpendelt, rauschen viele Konkurrenten noch flott vorbei. Dafür allerdings ist der Juke für ein SUV halbwegs sparsam. Trotz der gewachsenen Abmessungen einen halben Zentner leichter als früher, steht er mit Werten ab 4,8 Litern (CO2-Ausstoß 110 g/km) in der Liste.
Fazit: Schräge Nummer auf Erfolgskurs
Für die zweite Auflage des Juke hat Nissan eine gute Balance gefunden: Mit seinem starken Charakter und der eigenwilligen Form sticht der Individualist aus Japan noch immer aus dem riesigen Feld der Konkurrenten heraus. Doch mit dem neuen Format wächst die Zielgruppe und schließt nun neben Pärchen auch Familien ein. Dazu noch eine zeitgemäße Ausstattung und viel frische Technik – so kann der Juke mit einigem Erfolg rechnen. Erst recht, wenn mal irgendwann ein stärkerer Motor verfügbar ist.
Datenblatt: Nissan Juke
Motor und Antrieb | Dreizylinder-Turbo-Benziner |
Hubraum: | 999 ccm |
Max. Leistung: | 87 kW/117 PS bei 5250 U/min |
Max. Drehmoment: | 180 Nm (Overboost 200 Nm) bei 1750 bis 4000 U/min |
Antrieb: | Frontantrieb |
Getriebe: | Siebengang-Doppelkupplungsautomatik |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 4210 mm |
Breite: | 1800 mm |
Höhe: | 1595 mm |
Radstand: | 2636 mm |
Leergewicht: | 1182 kg |
Zuladung: | 518 kg |
Kofferraumvolumen: | 422-1088 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 180 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 11,1 s |
Durchschnittsverbrauch: | 4,8 Liter/100 km |
Reichweite: | k.A. |
CO2-Emission: | 110 g/km |
Kraftstoff: | Super |
Schadstoffklasse: | Euro6d Temp |
Energieeffizienzklasse: | B |
Kosten: | |
Basispreis der Modellreihe: | 18.990 Euro |
Grundpreis des Juke DIG-T 117 DCT «Accenta»: | 22.590 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer pro Jahr: | 20 Euro/Jahr ??? |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Sechs Airbags, LED-Scheinwerfer, Spurhalte- und Notbremsassistent |
Komfort: | Tempomat, Touchscreen-Infotainment, Rückfahrkamera |
Spritspartechnik: | Start-Stopp-Automatik |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke
(dpa)