Auf was bei gebrauchten E-Autos achten?
Losheim – Je mehr E-Autos den Markt kommen und je mehr Kunden sie kaufen, desto gewöhnlicher werden die Stromer. Das gilt nicht nur für den Betrieb, sondern auch für den Wiederverkauf.
Die Plattform mobile.de etwa meldet, dass sich die Zahl der angebotenen E-Autos im Jahresvergleich fast verdoppelt hätte. Dennoch ist das Angebot noch relativ überschaubar, während die Nachfrage langsam anzieht, sagt Andreas Radics von der Strategieberatung Berylls.
Die Autos hätten in der Regel nicht nur kürzere Standzeiten und fänden schneller einen neuen Besitzer. «Sondern aktuell können wir auf dem Gebrauchtwagenmarkt relativ stabile Preise für E-Fahrzeuge beobachten», sagt der Experte und zitiert Analysen, wonach die Stromer in den nächsten Jahren weniger Wertverlust haben werden als Verbrenner. Allerdings: Über kurz oder lang werde sich der Markt für gebrauchte Elektrofahrzeuge wieder auf ähnliche Wertverluste wie bei konventionellen Autos einpendeln.
Der Akku ist die Achillesferse
Was ein gebrauchtes E-Auto so schwierig macht, das ist die Batterie. Wie der Akku beim Smartphone büßt sie mit der Lebensdauer an Leistung ein. «Und man kann halt nicht hinein schauen», sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigenvereinigung KÜS. Er rät deshalb zu einem ziemlich aufwendigen Programm bei der Probefahrt: «Einmal voll aufladen und dann komplett leer fahren, um die Reichweite zu ergründen und die dann mit dem angegeben Wert des Herstellers vergleichen». Und als wäre das nicht schon aufwendig genug, sollte man auch noch die unterschiedlichen Lademöglichkeiten testen, gibt der Experte zu bedenken.
Zwar werde der so genannte «State of Health», also der Gesundheitszustand des Akkus, von der Bordelektronik individuell ermittelt und gespeichert, und der Hersteller kann diesen Wert auslesen, sagt Marmit. «Dieses Protokoll sollte man sich auf jeden Fall vom Händler holen.» Aber beim privaten Weiterverkauf ist der Zugriff schwer, selbst wenn erste Drittanbieter ebenfalls damit werben, diese Protokolle zu entschlüsseln.
Weil das alles ein Aufwand ist, auf den sich nur wenige Käufer und Verkäufer einlassen dürften, hat Maarten Baljet einen anderen Rat parat: Käufer und Verkäufer sollten eine Garantie für die Mindestleistung des Akkus vereinbaren, um alle Unwägbarkeiten auszuräumen und Sicherheit zu schaffen, sagt der Geschäftsführer von BF Analytics.
Wie ist das mit der Herstellergarantie auf die Batterie?
Angesichts der Unwägbarkeiten mit dem Akku gibt es bei den Herstellern eigene Garantien für die Batterie, die andere Laufzeiten und -Leistungen haben als beim Fahrzeug, und die sich obendrein stark unterscheiden. Und es gibt Hersteller, die zwar das Auto verkaufen, den Akku aber nur vermieten. Wer so einen Wagen mit gemieteter Batterie als Gebrauchten kaufen will, der müsse laut Marmit noch mehr Papierkram studieren und prüfen, wie er in den Vertrag einsteigen kann.
Wo man bei konventionellen Gebrauchten auch mal Reparaturen in Kauf nimmt, sollte man beim E-Auto zumindest in Sachen Akku keine Kompromisse machen. Selbst ein Austauschmotor ist ein Schnäppchen, verglichen mit einem neuen Akku. Technisch ist das zwar bei den allermeisten Fahrzeugen möglich, wirtschaftlich aber absolut unsinnig: «Da werden schnell mal fünfstellige Beträge fällig», weiß Berylls-Experte Radics.
Der typische Gebrauchtwagen-Check sollte nicht entfallen
Während der Akku eine große Unbekannte ist, sind E-Autos sonst in der Regel besser in Schuss: «Der Verschleiß der mechanischen Komponenten ist viel geringer als bei einem vergleichbaren Benziner oder Diesel», sagt Restwert-Experte Dieter Fess von BF Forecast und lobt vor allem die Bremsen, die der Rekuperation sei Dank seltener benutzt werden.
Trotzdem, auch bei einem E-Auto ist der übliche Check angeraten, gibt Marmit zu bedenken: «Abnutzung, Korrosion, Unfallschäden und Lücken im Serviceheft sind vom Antrieb unabhängig.»
(dpa/tmn)