Wie man am besten Skifahren lernt
Tegernsee – Kein Skianfänger wird nach einer Woche Winterurlaub dynamisch die Pisten herunterwedeln. Damit es aber wenigstens mit ersten Abfahrten auf leichtem Terrain klappt, holen sich viele fachkundige Unterstützung und machen einen Skikurs.
Dafür ist man nie zu alt, aber manchmal noch zu jung – was Eltern bedenken sollten, die ihren Nachwuchs in eine Skischule stecken wollen, erklärt Albert Meier vom Deutschen Skilehrerverband.
Wie lange dauert es, bis man leichte Pisten alleine herunterkommt?
Albert Meier: Hier ist eine pauschale Antwort schwierig. Es gibt Talente, bei denen es sehr schnell geht. Ich hatte mal eine Frau, die noch nie auf Ski stand. Sie war aber eine sehr gute Eiskunstläuferin und hatte entsprechend ein gutes Körpergefühl. Nach drei Stunden konnte sie blaue und leichte rote Posten abfahren. Das ist ein Extrem, wie schnell es gehen kann.
Und was ist die Regel?
Meier: Im Normalfall sollte man ohne Vorerfahrung schon zwei bis drei Tage Skikurs einplanen, bis man sicher irgendwo herunterfahren kann. Das hängt auch etwas von der Kursform ab. Im Einzelunterricht lässt sich sicher mehr bewegen als in einem Gruppenkurs.
Hängt die Lernkurve auch vom Alter ab?
Meier: Nicht unbedingt. Das Lernen ist etwas unterschiedlich: Bei Erwachsenen ist Einzelunterricht sicher sinnvoller, weil man direkt auf die Bedürfnisse eingehen kann. Bei Kindern ist meist das Lernen in der Gruppe besser. Dort machen sie vielleicht nicht so schnell wie im Einzelunterricht Fortschritte, dafür haben sie mehr Spaß und damit mehr Motivation für das Skifahren.
Ab welchem Alter können Kinder in die Skischule gehen?
Meier: Eine klare Grenze kann man schwer ziehen. Üblicherweise funktionieren Kurse ab dreieinhalb bis vier Jahren. Bei jüngeren Kindern macht es noch keinen Sinn, weil die sich oft nicht über eine längere Zeit konzentrieren können. Da funktioniert es vielleicht, mal zehn Minuten herumzurutschen. Danach ist die Aufmerksamkeit aber schon wieder ganz woanders.
Welche Erwartungen haben Eltern an Skikurse für ihre Kinder?
Meier: Ganz unterschiedlich. Es gibt Eltern, die in den Weihnachtsferien ihre Kinder eine Woche in der Skischule parken, damit sie selber in Ruhe Skifahren können. Andere kommen mit sehr kleinen Kids von zwei bis drei Jahren und wollen unbedingt, dass sie Skifahren lernen.
Die sind manchmal verwundert, dass die Kleinen nach dem dritten bis vierten Kurstag immer noch maximal ein paar Meter geradeausfahren und dann vom Skilehrer aufgefangen werden. In dem Alter geht es aber eben nur um ein bisschen Gleiten und Bewegung im Schnee. Es ist allerdings durchaus möglich, dass Vierjährige mit Spaß an der Sache nach ein paar Kurstagen im Skigebiet in Begleitung herumkurven können.
Was sollten Eltern machen, wenn ihr Kind im Skiunterricht ist?
Meier: Auf alle Fälle sollten sie ein gewisses Vertrauen in die Skilehrer haben. Es ist anstrengend, wenn Eltern permanent neben dem Kinderland stehen. Dann können die Kinder auch nie loslassen.
Lieber gehen sie in die Wirtschaft rüber und trinken etwas oder machen zum Beispiel einen Spaziergang. Dann geht bei den Kindern deutlich mehr vorwärts, als wenn sie ständig in der Nähe sind.
Außerdem sind die Kinder oft falsch angezogen. Dann schwitzen sie ohne Ende. Oder sie frieren, weil sie mit dünnen Wollhandschuhen im Schneesturm stehen.
Ist man irgendwann zu alt zum Skifahren lernen?
Meier: Kann man so nicht sagen. Wichtig ist aber: Wenn man Bedenken hat, zum Beispiel wegen eines künstlichen Kniegelenks, sollte man mit seinem Arzt Rücksprache halten. Aber normalerweise spricht bis in das hohe Alter nichts dagegen, Skifahren zu lernen. Klar, wenn die Angst vor Stürzen zu groß wird oder man nicht alleine am Hang aufstehen kann, ist es vielleicht nicht mehr das Richtige.
Wann sollte man seinen Kurs-Platz buchen?
Meier: Desto früher, desto besser. Bei uns in der Skischule trudeln in den Sommerferien die ersten Buchungen für die Weihnachtsferien ein. Die Größe der Schule macht mitunter einen Unterschied – bei kleineren ist man häufig bei kurzfristigen Buchungen etwas flexibler, während das bei den größeren Schulen oft schwieriger möglich ist.
Wenn Sie sich einen Ski-Musterschüler erschaffen könnten: Wie würde der sich verhalten?
Meier: Auf alle Fälle wäre er offen für Neues. Ein idealer Schüler lässt sich auf das ein, was im Kurs gemacht wird. Und er oder sie ist pünktlich: Es gibt wenig Ärgerlicheres, als wenn man als Skilehrer 45 Minuten am Lift steht und die Schüler kommen nicht. (lacht)
Info-Kasten: Qualität einer Skischule erkennen
Bei der Beurteilung einer Skischule sind die Gruppengrößen ein wichtiges Kriterium. «Es sollten maximal acht Teilnehmer pro Lehrer sein», sagt Albert Meier vom Deutschen Skilehrerverband. Ebenso von Bedeutung ist die Kompetenz des Personals: Ein Indikator hierfür kann die Mitgliedschaft der Schule in einem Fachverband sein.
In Deutschland etwa erfüllen sogenannte Profi-Skischulen, Profi-Snowboardschulen und Profi-Skilanglaufschulen gewisse Kriterien des Skilehrerverbandes – so darf etwa die Anzahl von Hilfslehrern im Verhältnis zu staatlich geprüften Lehrern, der höchsten Ausbildung hierzulande, einen gewissen Schlüssel nicht übersteigen.
Zur Person: Albert «Alemax» Meier ist staatlich geprüfter Skilehrer und seit 2012 im Ausbilderteam des Deutschen Skilehrerverbandes. Er arbeitet bei der Skischule Tegernsee in Bayern.
(dpa/tmn)