Bayern wenden Blamage ab: Glücklicher Sieg in Bochum

Bochum – Das Millionen-Ensemble von Cup-Verteidiger Bayern München ist in der zweiten Runde des DFB-Pokals nur knapp an einer Blamage vorbeigeschrammt.

Die Münchner gewannen nach einer lange Zeit desolaten Leistung am Dienstagabend noch mit 2:1 (0:1) beim abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten VfL Bochum. «Heute ist es egal, wir sind weiter», sagte Torschütze Serge Gnabry im TV-Sender Sky. «Wir sind offensiv heute gar nicht durchgekommen, Bochum hat alles gegeben und verteidigt mit allem, was sie hatten.»

Ein Eigentor von Alphonso Davies (36. Minute) hatte die Bochumer in Führung gebracht, die bis zehn Minuten vor Schluss hielt. Dann verhinderten Serge Gnabry (83.) und der eingewechselte Thomas Müller (89.) vor 26.600 Zuschauern im ausverkauften Bochumer Stadion das peinliche Aus des Rekord-Pokalsiegers und die erste Münchner Pokal-Niederlage in Bochum seit mehr als 51 Jahren. In einer turbulenten Schlussphase sah Bochums 17 Jahre alter Verteidiger Armel Bella Kotchap noch die Rote Karte (88.). Mit dem glücklichen Erfolg verhinderte Bayern-Trainer Niko Kovac auch weitere Diskussionen.

«Ein Siegtor zu erzielen in einem K.o.-Spiel vor so einer Kulisse ist immer schön», sagte Müller, räumte aber auch ein: «Mit dem Großen und Ganzen können wir natürlich nicht zufrieden sein.» Kovac korrigierte sein Aufstellungs-Experiment zur Pause, nachdem er seinem Top-Stürmer Robert Lewandowski zunächst eine Pause gegönnt hatte und ihn erst nach dem peinlichen 0:1-Rückstand nach den ersten 45 Minuten brachte.

Dafür stand der Ex-Bochumer Leon Goretzka, der von 2001 bis 2013 für den VfL spielte, an alter Wirkungsstätte in der Startelf des Rekord-Pokalsiegers, der nach dem 2:1-Sieg gegen Union Berlin auf zwei weiteren Positionen verändert war. Corentin Tolisso und Serge Gnabry ersetzten Müller und Philippe Coutinho. Der Neuzugang vom FC Barcelona kam in der 57. Minute für den blassen Goretzka.

«Wir haben gute Leute, die in den letzten Wochen weniger gespielt haben», sagte Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic vor dem Anpfiff im TV-Sender Sport1 und verteidigte die Aufstellung seines Trainers. «Wir gehen das Spiel seriös an», versicherte Salihamidzic.

Das tat der Gegner allerdings auch. Beim Tabellen-16. der 2. Liga schien die heftige Kabinen-Ansprache von Sport-Geschäftsführer Sebastian Schiendzielorz zwei Tage zuvor gewirkt zu haben. Denn der VfL zeigte ein völlig anderes Gesicht als bei den mageren Vorstellungen zuletzt gegen Karlsruhe und in Kiel.

Schon nach wenigen Sekunden hätte Simon Zoller Bochum in Führung schießen können, verzog aber aus gut 13 Metern. Ein Schuss von Danny Blum (5.) war kein Problem für Nationalkeeper Manuel Neuer. Es dauerte erstaunlich lange, bis der Favorit die Partie besser in den Griff bekam und kontrollierte. Doch die Abschlüsse von Kingsley Coman (15.), Tolisso (16.) und Davies (27.) waren zu harmlos.

Stattdessen brach plötzlich Riesenjubel im Ruhrstadion aus, als sich Blum auf der linken Seite gegen Joshua Kimmich durchsetzte und scharf nach innen passte, wo Davies den Ball unbedrängt über die eigene Torlinie lenkte. Der VfL rettete mit großem Einsatz die überraschende 1:0-Führung in die Pause, auch weil Gnabry (43.) frei vor Bochums Schlussmann Manuel Riemann vergab. «Wollen wir nicht drüber reden», kommentierte der scheidende Bayern-Präsident Uli Hoeneß zur Pause.

Kovac reagierte und brachte Lewandowski für Ivan Perisic und später Coutinho für Goretzka (57.) und Müller für Tolisso (64.). Am fahrigen und uninspirierten Auftritt der Münchner änderte dies jedoch zunächst wenig. Die Bochumer gingen aggressiv, zweikampfstark und hochmotiviert ihrer Arbeit nach. Lewandowski vergab nach einer Flanke von Coman per Kopf die große Chance zum Ausgleich (69.) – dann schlugen Gnabry und der eingewechselte Müller doch noch zu.


(dpa)

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