Stuttgarter List? Gratulation an HSV zum Bundesliga-Aufstieg
Hamburg – Das war deutlich unterhaltsamer als so manches Bundesliga-Spiel, was der Hamburger SV und der VfB Stuttgart im Top-Spiel der 2. Fußball-Liga boten: Stadion rappelvoll, Stimmung fantastisch, Tore en masse.
«Das sind zwei Mannschaften, die in die Bundesliga gehören», sagte HSV-Stürmer Martin Harnik nach dem 6:2 (3:1)-Torefestival des Tabellenführers gegen den auf Rang drei abgestürzten VfB vor erstligawürdigen 57.000 Zuschauern. «Das war eine sehr attraktive Werbung für die 2. Liga.»
Was sich wie ein Debakel für die in der Ergebniskrise steckenden Schwaben liest, war in Wahrheit ein Duell auf Augenhöhe. «Das waren keine vier Tore Unterschied», räumte HSV-Trainer Dieter Hecking ein. Wäre das dritte VfB-Tor zum vermeintlichen 3:4 nach Intervention des Video-Referees nicht aberkannt worden, wer weiß, wie das Spiel gelaufen wäre. Auch Hecking sah die Partie zu jenem Zeitpunkt «am Kippen», am Ende stand aber die dritte VfB-Pleite in Serie zu Buche.
Der Unterschied lag in der Offensive. Die Hamburger, die mit 28 Treffern die Torfabrik der 2. Liga stellen, sind vorm Kasten des Gegners einfach effizienter. Dem spielstarken VfB, der 64 Prozent Ballbesitz verzeichnete, fehlte es vorn an Präzision und Kaltschnäuzigkeit, und sicherlich auch an Glück. Ein Torverhältnis von 17:16 für einen Aufstiegsaspiranten ist allerdings zu mager.
«Man kann dem HSV zum ersten Aufstiegsplatz gratulieren», meinte VfB-Sportdirektor Sven Mislintat vorschnell und wies seinem zum engsten Favoritenkreis gerechneten Team lediglich die Chance auf den zweiten Rang zu. «Wir müssen Klasse beweisen, dass wir gut genug sind, um für den zweiten Aufstiegsplatz zu kämpfen», forderte er. Am Samstag zog Arminia Bielefeld durch ein 1:0 (0:0) bei Dynamo Dresden an den Schwaben auf eben diesen vorbei.
Die Lobhudelei des ärgsten Rivalen könnte auch eine List sein. Die Nordlichter sollen sich in Sicherheit wiegen und nachlässig werden. Am besten schon am Dienstag, wenn sich beide Teams an gleicher Stelle diesmal im DFB-Pokal erneut gegenüberstehen.
Hecking will sich auf den guten Ergebnissen aber nicht ausruhen. «Wir befinden uns auf einem sehr guten Weg. Das darf aber nicht zur Zufriedenheit führen. Wir müssen immer hungrig bleiben», erläuterte der HSV-Cheftrainer, der in der Führung seiner neu zusammengestellten Mannschaft ein geschicktes Händchen und passende Ansprachen beweist. In der Abwehr muss er allerdings noch Feinjustierung vornehmen.
Stuttgarts Coach Walter, dessen Team noch am Samstag zurückflog, um am Montag wieder nach Hamburg zu düsen, ist die Lust auf ein weiteres Kräftemessen mit den Hamburgern nicht vergangen: «Wir kommen am Dienstag wieder und werden nicht die Fahne hissen», kündigte er an.
(dpa)