Einheitsmatratzen sind gar nicht so schlecht
Berlin – Die Matratze, auf der dünne wie dicke, große wie kleine Menschen gut schlafen können – das war sowas wie ein Skandal in der Matratzenwelt.
Die Branche wetterte gegen die Produkte, die vor einigen Jahren gerade von Online-Start-ups neu auf den Markt gebracht wurden. Auch Warentester beschwerten sich über falsche Werbeversprechen. Und nun? In einer Stichprobe der Stiftung Warentest von solchen «One fits all»-Matratzen schneidet keine schlechter als «befriedigend» ab.
Wie sehen die Testergebnisse im Detail aus?
Die Matratze Emma One sowie die baugleiche Elements von Dunlopillo erzielen mit der Note 1,7 den Testsieg. Sie eignen sich, wie der Hersteller verspricht, auch laut
Stiftung Warentest für jeden Körpertyp. Daneben aber holen noch vier weitere Matratzen die Note «Gut»: Essential Mattress von Caspar (2,2), Bodyguard Weich von Bett1 (2,3,), Thomas von Badenia (2,5,) und die Matraze von Snooze Project (2,5).
Die weiteren acht Modelle erzielen immerhin die Endnote «Befriedigend». Schaut man sich für diese Produkte die Testpunkte im Detail an, zeigt sich, dass auch sie in weiten Teilen bei den Aspekten Druckverteilung, Lageänderungswiderstand und Schulterklappeneffekt «gut» bis «sehr gut» sind. Zum Punkt Komforteigenschaften schreibt die Zeitschrift «test» (Ausgabe 10/2019) sogar: «Alles paletti».
Warum gab es dann Abwertungen?
Punktabzug gab es zum Beispiel, weil mal Rückenschläfer, mal Seitenschläfer nicht ausreichend von der Matratze abgestützt werden. Das gilt bei manchen der «befriedigend» bewerteten, aber auch für zwei der «guten» Matratzen außerdem für einzelne der vier Figurtypen, die die Stiftung Warentest für die Stichprobe nutzte. Gerade große Menschen werden oft weniger optimal gestützt.
Was unterscheidet «One fits all»-Matratzen von üblichen Matratzen?
Eine Matratze, die auf den Schlafenden abgestimmt ist, verteilt das gesamte Körpergewicht gleichmäßig und verhindert so die Entstehung von Druckstellen. Daher sehen Matratzen zwar weitgehend gleich aus, ihr Innenleben aber ist bei traditionellen Matratzenherstellern je nach Körpergröße, -bau und -gewicht des Schläfers unterschiedlich. Allgemein lässt sich sagen, dass die Matratze weicher sein sollte, wenn die Person leicht ist – und härter für schwere Körper.
Die meist noch jungen Anbieter der «One fits all»-Produkten sehen das anders. Sie versprechen mit nur einem Innenleben alle Schläfer gut bedienen zu können. Anfangs fielen diese Modelle bei vielen Warentests noch durch, so langsam zeigt sich aber eine Trendwende. Bereits im letzten Jahr fanden sich bei einer Stichprobe von Matratzen einige Modelle, auf denen die meisten Menschen in Rücken- und Seitenlage gut schlafen können («test»-Ausgabe 3/2018).
Wie kann ich mich beim Matratzenkauf absichern, dass meine Wahl die richtige ist?
Ob bei einer Online-Bestellung oder beim Kauf im Handel: Es läuft immer auf Probeliegen hinaus. Das ist im Handel einfach – man macht es vor dem Kauf im Geschäft, am besten mit Einschätzung eines geschulten Verkäufers. Aber auch beim Kauf im Internet geht das: Onlinehändler räumen inzwischen häufig Rückgabefristen von bis zu 100 Tagen ein. In dieser Zeit kann man die Liegeeigenschaften in aller Ruhe zu Hause Nacht für Nacht testen. Solche Probetage oder -wochen bieten aber auch immer mehr Läden des stationären Handels an.
Worauf sollte ich bei der Matratzenwahl achten?
Beim Probeliegen ist es ratsam, bewusst auf den Druck zu achten, der an den Stellen zu spüren ist, an denen der Körper auf der Matratze aufliegt. Als Schnelltest empfielt der Fachverband Matratzen-Industrie: Lässt sich problemlos eine Hand zwischen Rücken und Matratze schieben und kann die Hand dabei sowohl Matratze als auch Rücken berühren, dann ist die Matratze etwas für die engere Auswahl.
Die letztlich gewählte Matratze muss in Seitenlage so stützen, dass die Wirbelsäule in eine gerade Linie kommt. Wichtig ist auch die Körpergröße: Die Matratze sollte 10 bis 15 Zentimeter länger sein als man selbst.
(dpa/tmn)