Tennis der Zukunft: Laver Cup begeistert Matchwinner Zverev

Genf – Alexander Zverev war nach seinem Déjà-vu beim Laver Cup vollkommen euphorisiert. Unter dem Jubel von 17 000 Fans in der Genfer Palexpo-Halle hatte Deutschlands Tennis-Ass wie im vergangenen Jahr das entscheidende Spiel für das Team Europa im Duell gegen den Rest der Welt gewonnen.

Viel Show, große Namen und mitreißender Sport: Mit einem Event wie dem am Genfer See muss sich der Tennissport um seine Zukunft keine Gedanken machen. «Es war ein unglaubliches Wochenende. Diese Jungs (Federer und Nadal) haben mich in der Umkleidekabine vor dem Match-Tiebreak angeschrien und gesagt, so könnte ich meine Saison umkehren. Ohne all diese Leute auf der Bank hätte ich es nicht geschafft», rang der 22-Jährige Hamburger nach seinem knappen Sieg im letzten Einzel gegen den Kanadier Milos Raonic nach Worten. Zverev hatte bereits im Vorjahr in Chicago gegen den Südafrikaner Kevin Anderson für die entscheidenden Punkte gesorgt.

Der Laver Cup begeistert Tennisstars und Fans gleichermaßen und hat sein großes Potenzial erneut bewiesen. In einer Nervenschlacht gewann das von Schwedens Tennis-Legende Björn Borg gecoachte Team Europa mit 13:11 gegen die von Borgs früherem Rivalen John McEnroe betreute Welt-Auswahl. Für Europa war es der dritte Triumph im dritten Aufeinandertreffen. Drei Jahre zuvor war das neueingeführte Format noch als Show-Veranstaltung und reine Geldmacherei scharf kritisiert worden.

In Genf herrschte am Sonntagabend Ausnahmezustand. «Woah, oh, oh, oh, oh…», grölten die Fans immer wieder den Stadion-Hit «Seven Nation Army» der US-Rockband The White Stripes. Und auch die Superstars Roger Federer und Rafael Nadal ließen sich von der grandiosen Stimmung auf den Rängen, die eher an Fußball als an den gediegenen weißen Sport erinnerte, anstecken. Wie Boxer kurz vor dem Kampf zappelten die Tennis-Millionäre mit dem gesamten Team Europa nervös hinter Zverevs Bank herum.

«Ich bin sehr aufgeregt. Was für eine Atmosphäre und was für ein Match», sagte Federer. «Team Europe war unglaublich. Sie haben so hart gekämpft und so gut gespielt.» Der Schweizer Tennis-Held war es auch, der mit seinem Manager Tony Godsick die Idee zum Laver Cup hatte. Als Vorbild diente der Ryder Cup im Golf – eines der bedeutendsten Sport-Events des Welt.

Beim Laver Cup treffen die sechs besten Tennisspieler aus Europa auf das Team World. Der Kampf der Kontinente fasziniert – auch im Tennis. Und das Geld fließt tatsächlich. 250 000 US-Dollar erhielt jeder Spieler des Teams Europa als Siegprämie. 2020 findet die vierte Auflage des Laver Cups vom 25. bis 27. September in Boston statt.

Vielleicht kann Matchwinner Zverev aus diesem Erfolg Kraft für den Rest der bisher nicht zufriedenstellenden Saison ziehen. Der Weltranglisten-Sechste schlägt in der kommenden Woche beim ATP-Turnier in Peking auf und versucht dort weiter Punkte für die Qualifikation für die ATP-Finals zu sammeln. Der lange Schlaks aus Hamburg will unbedingt wieder bei dem Event in London (10. bis 17. November) dabei sein. Immerhin ist er der Titelverteidiger.


(dpa)

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