So funktioniert die EM 2020: Ein Zwölf-Gastgeber-Turnier
Wolfsburg – Die EM 2020 ist nichts für Fußball-Romantiker. Schon die Qualifikation mutet mit Gruppenspielen und anschließenden Playoffs für die Staffelsieger der Nations League kompliziert an.
Vier der 24 Teilnehmer werden erst gut zehn Wochen vor dem Turnierstart feststehen. Die Endrunde funktioniert so wie die EM 2016 in Frankreich – nur diesmal in gleich zwölf Gastgeber-Ländern.
Wieso findet die EM 2020 in zwölf Ländern statt?
Das Pan-Europa-Turnier ist das letzte Erbe des wegen Ethik-Vergehen gesperrten Ex-Präsidenten der UEFA, Michel Platini. Am Finaltag der EM 2012 verkündete der Franzose seinen Plan, zum 60. Geburtstag der Turnierpremiere eine symbolbeladene Veranstaltung in vielen Ländern auszurichten.
Kritiker äußerten schnell den Verdacht, dass Platini vor allem seine Wähler in Osteuropa mit der Aussicht auf eine lukrative Gastgeberrolle glücklich machen wollte. Bei der UEFA ist man jedenfalls nicht mehr froh über das Riesenevent, das teuer ist und logistisch eine große Herausforderung.
Wer qualifiziert sich für das Turnier?
Alle 55 UEFA-Mitglieder gehen in der Qualifikation an den Start. Auch die zwölf Gastgeber – darunter Deutschland – müssen ihr Ticket lösen. In zehn Gruppen spielen fünf oder sechs Mannschaften bis November 20 EM-Starter aus. Alle Gruppensieger und Gruppenzweiten sind 2020 dabei.
Die verbliebenen vier Teams werden in Playoffs im März 2020 ermittelt. Startberechtigt sind die je vier Gruppensieger aus den vier Staffeln der Nations League. Waren diese Mannschaften schon in der regulären Qualifikation erfolgreich, rückt das nächstbeste Team aus der Staffel oder sogar aus der nächst tieferen Staffel der Nations League nach.
Ist der Gruppensieg in der Quali-Runde wichtig?
Auch der Gruppenzweite bekommt ein EM-Ticket, aber nur die sechs besten Gruppensieger aus den zehn Qualigruppen werden bei der Los-Zeremonie in Bukarest am 30. November im Topf der besten Teams gesetzt sein. Die vier weiteren Ersten kommen mit den zwei besten Gruppenzweiten in Topf 2. Die sechs nächstbesten Gruppenzweiten bilden den Topf 3 und die beiden schlechtesten Gruppenzweiten wandern mit den vier Teams, die sich erst in den Playoffs qualifizieren in Topf 4. Also: Den Zweiten droht bei der Endrunde eine echte Hammergruppe.
Wie stehen die Chancen für die deutsche Mannschaft?
Trotz der großen Krise mit WM-Desaster und Abstieg in der Nations League: Das EM-Ticket hat Bundestrainer Joachim Löw fix eingeplant. Außer Auftaktgegner Niederlande am Sonntag in Amsterdam gehören noch Nordirland, Weißrussland und Estland zu den Kontrahenten in der Gruppe C. Schwer vorstellbar, dass zwei dieser Teams vor Deutschland landen und die DFB-Auswahl erstmals seit 1968 eine EM-Endrunde verpasst.
Wie funktioniert die Endrunde?
24 Mannschaften in sechs Gruppen. Der Turniermodus ist so umständlich wie vier Jahre zuvor in Frankreich. Mathe-Experten werden wieder gefragt sein, wenn es gilt, die vier besten Gruppendritten zu ermitteln, die wie alle Gruppensieger und Gruppenzweiten ins Achtelfinale kommen. Dann geht es bis zum Endspiel im K.o.-Modus weiter.
In allen zwölf Spielorten Rom, Baku, Kopenhagen, St. Petersburg, Amsterdam, Bukarest, London, Glasgow, Bilbao, Dublin, München und Budapest finden je drei Gruppenspiele und ein Achtel- oder Viertelfinale statt. Beide Halbfinals und das Endspiel wurden an London vergeben, das mit sieben von 51 Spielen das Herz des Turniers ist.
Wo spielt Deutschland seine EM-Spiele?
Mindestens zwei Gruppenspiele finden in München statt, wenn sich Ungarn nicht oder erst in den Playoffs qualifiziert sogar sicher alle drei Partien in der Gruppe F. Schaffen das DFB-Team und die Ungarn die direkte Quali, entscheidet das Los über München oder Budapest als Ort des direkten Duells.
Anschließend geht die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw im Erfolgsfall auf Europa-Tournee. Als Gruppensieger wären Bukarest und St. Petersburg die Spielorte für Achtel- und Viertelfinale, als Gruppenzweiter ginge es nach Dublin und dann nach Rom. Kommt Deutschland nur als Gruppendritter weiter, sind die Konstellationen für die K.o.-Runde Bilbao/München oder Budapest/Baku vor dem Turnier-Showdown in London.
(dpa)