Trainer Nagelsmann und Wolf im direkten Bundesliga-Duell

Sinsheim – In der Winterpause werden Julian Nagelsmann und Hannes Wolf nach einem aufreibenden Fußball-Jahr irgendwie versuchen, den Kopf wieder frei zu bekommen. Der Hype um die jungen Erfolgstrainer macht dem 30-jährigen Nagelsmann und dem 36-jährigen Wolf mitunter ganz schön zu schaffen.

«Das Drumherum ist völliger Wahnsinn», sagt Nagelsmann vor dem Bundesliga-Derby zwischen 1899 Hoffenheim und dem VfB Stuttgart an diesem Mittwoch (18.30 Uhr). Die beiden Chefcoaches gehen – entsprechend ihrer Art – unterschiedlich damit um.

Das zeigt sich vor allem beim Thema Borussia Dortmund: Sowohl Wolf als ehemaliger Jugendcoach des BVB, aber vor allem Nagelsmann als «Trainer des Jahres» sind Kandidaten für den kommenden Sommer. «Stuttgart war nie geplant, dann bin ich hier Trainer geworden. Darum würde ich natürlich auch nicht sagen, dass es nicht möglich ist, Trainer des BVB zu werden», kommentierte Wolf zuletzt die Spekulationen um eine Rückkehr. Nach zuletzt drei sieglosen Spielen sagt Wolf nun: «Ich möchte nur noch Fragen zum VfB beantworten.»

Nagelsmann dagegen nimmt es mal wieder von der humorigen Seite. «Lustige Fragen» seien das immer wieder. Der Stand ändere sich nicht alle zwei Tage. Er könne sich auch ein Klebeband auf die Stirn kleben, auf dem stehe: «Kein Kontakt.» Nagelsmann will ebenfalls nur Fragen zu seinem Club beantworten, formuliert das aber mit einem Grinsen so: «Ich weiß, das ist unfassbar hart für euch alle. Keiner kann mehr schlafen. Ich auch nicht.» Aber der gebürtige Landsberger verhehlt nicht, dass ihm das alles durchaus schmeichelt: «Ist jetzt nicht so verkehrt.»

Die Endlos-Debatte um die Zukunft Nagelsmanns, der auch nach wie vor als Nachfolger von Jupp Heynckes beim FC Bayern München im Gespräch ist, begleitet das Baden-Württemberg-Duell. Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp will seinen begehrten Trainer mit einem Vertrag bis 2021 noch bis mindestens 2019 halten. «Wir haben noch eineinhalb Saisons vor uns und wollen weiter mit ihm feiern», sagt der Milliardär. Und danach müsse man ihn irgendwie klonen: «Am 1.7.2019 sollte der Geklonte fertig sein.»

Wie schnell beide sich zu begehrten Trainern entwickelt haben, überrascht Nagelsmann und Wolf manchmal selbst. Sie stehen sinnbildlich für die junge Trainer-Generation, die von Mehmet Scholl jüngst scharf attackiert wurde. Beide waren sich als Jugendtrainer schon einige Male begegnet, beide hatten zuvor noch nie eine Profimannschaft trainiert. «Er hat einen beeindruckenden Weg hingelegt», sagt der VfB-Coach über seinen Kollegen. Wolf selbst hatte die Schwaben auf Anhieb zurück in die Bundesliga gebracht. Aktuell erlebt er seine erste kritischere Phase als VfB-Coach, vor allem die Offensivschwäche seiner Mannschaft macht ihm zu schaffen.

Auch bei Nagelsmann läuft derzeit nicht mehr alles wie gewünscht. Das Team ist in der Gruppenphase der Europa League sang- und klanglos ausgeschieden. Aber, betont er, in der Bundesliga sei sein Team die erste Mannschaft, «die als Ausrutscher nach Europa gekommen ist und sich trotzdem stabilisiert hat». Hätte Hoffenheim am Sonntag in Hannover gewonnen statt 0:2 verloren, rechnet er vor, «dann wären wir nach Punkten die zweitbeste Mannschaft dieses Jahr gewesen – nach Bayern München.» Deshalb: «Es ist ein bisschen verrückt, wo der Verein gerade gesehen wird.»


(dpa)

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