Energies Pokaltreffen mit der Vergangenheit

Cottbus – Die alten Videos vom DFB-Pokalfinale 1997 will Claus-Dieter Wollitz nicht hervorkramen. Vor 20 Jahren stand Energie Cottbus sensationell im Endspiel gegen den VfB Stuttgart, verlor zwar 0:2, stieg aber anschließend bis in die Bundesliga auf.

Nach dem folgenden Absturz bis in die Regionalliga soll das erneute Duell mit den Schwaben nun wieder zur Initialzündung werden. «Ich bin kein Nostalgiefan», sagte Wollitz vor der Erstrundenpartie am Sonntag. «Ich hätte aber nichts dagegen, wenn die Geschichte genauso wieder anfängt.»

Kult-Keeper Tomislav Piplica, Trainer Eduard Geyer, blau-rote Trikots im Bayern-Stil prägten das deutschlandweite Bild von Cottbus. Statt München und Dortmund wie zu den Glanzzeiten in sechs Bundesligasaisons von 2000 bis 2003 sowie 2006 bis 2009 haben die Lausitzer inzwischen Meuselwitz und Luckenwalde als Gegner zu Gast im Stadion der Freundschaft. «Die Sehnsucht nach Profifußball ist sehr groß», berichtet Wollitz aus eigener Erfahrung.

Bereits bis 2011 war der frühere Profi Coach bei Energie. Im soliden Mittelfeld der 2. Liga schmiss er damals jedoch hin. «Ich hatte das Gefühl, dass alle unzufrieden mit Platz neun waren und sich Cottbus als Bundesligist fühlte», erinnert der 52-Jährige. Stattdessen ging es für Energie jedoch in die andere Richtung, 2014 in die 3. Liga, zwei Jahre später konnte auch der kurz vor Saisonende geholte Wollitz den erneuten Abstieg nicht verhindern.

Finanziell machte sich der sportliche Niedergang ebenfalls bemerkbar. Erst im vergangenen Februar half eine private Finanzspritze im sechsstelligen Bereich eines «besten Freunds seiner Familie», wie Clubpräsident Michael Wahlich berichtete.

Unverhofft erhielt Energie zuletzt eine Einnahme in Millionenhöhe als Beteiligung beim Transfer des früheren Cottbusers Maximilian Philipp von Freiburg zu Dortmund. Und auch das Erreichen der nächsten Pokalrunde würde nun eine sechsstellige Summe einbringen. «Es gibt immer Märchen im Fußball und es wird auch am Wochenende einen Amateurverein geben, der die Sensation schafft», erwartet Wollitz. «Ich hätte nichts dagegen, wenn uns diese Sensation gelingt.»

Bayern oder Dortmund seien hingegen in der ersten Runde kaum noch zu schlagen – «das scheint mir heute unmöglich zu sein.» Wer sich mit dem auch einmal aufbrausenden gebürtigen Ostwestfalen unterhält, landet schnell bei grundsätzlichen fußballphilosophischen Fragen. Horrende Ablösesummen wie die 222 Millionen Euro für Neymar machen aus seiner Sicht gleich den ganzen Fußball «kaputt». Dass nicht alle Sieger der fünf Regionalliga-Staffel automatisch aufsteigen, prangert Wollitz als mangelnden Respekt für die Amateurclubs schon lange an.

Und so entscheidet er sich bei der hypothetisch gestellten Frage «Aufstieg oder Pokalfinale» für den Sprung zurück in die 3. Liga. «Wenn man es schafft aufzusteigen, könnte man mittelfristig auch nochmal das Ziel 2. Liga anpeilen.» Womit sich der Kreis für Energie 20 Jahre nach dem großen Pokalauftritt ein weiteres Stück schließen würde.


(dpa)

(dpa)