Nordirlands Beton nicht hart genug

Hannover – Kultstürmer Will Grigg blieb zu Hause, Torjäger Kyle Lafferty saß auf der Bank – Michael O’Neill wollte gegen Weltmeister Deutschland Beton anrühren. Der war aber nicht hart genug.

«Wir hatten einen klaren Plan, das 0:0 sollte lange Bestand haben. Deshalb haben wir ein 5-4-1-System gespielt», erläuterte Nordirlands Trainer seine Strategie. Die war bereits nach 17 Minuten Makulatur, als die 0:2-Niederlage der biederen Fußball-Handwerker in Hannover frühzeitig feststand.

«Ich bin sehr enttäuscht über das zweite Gegentor. Normalerweise kassieren wir keine Treffer nach Eckbällen», kommentierte O’Neill den Kopfball von Sami Khedira. Ansonsten ging er milde mit seiner hoffnungslos unterlegenen Mannschaft um, in der nur drei Profis von Premier-League-Clubs in der Startelf standen. Dafür lobte der sympathische Coach seinen Kollegen Joachim Löw: «Ich bezweifle, dass es derzeit überhaupt ein Team gibt, das Deutschland aufhalten kann.»

Als Lafferty nach 75 Minuten aufs Feld kam, war die Sache längst gelaufen. Kurz danach stimmten die 2000 nordirischen Fans, die am Vortag den Gastwirten in Hannovers Altstadt den wohl umsatzstärksten Montagabend des Jahres beschert hatten, ihren Gassenhauer «Will Griff’s on fire» an. Die deutschen Anhänger klatschten bei irischem Wetter begeistert bis zum Schlusspfiff mit – für die nordirische Wettervariante war es vier Grad zu warm, es regnete nicht stark genug und der Wind wehte auch nicht so kräftig wie in Belfast.

Dort wollen die Inselkicker im heimischen Windsor Park, seit vorigen Samstag frisch renoviert, die notwendigen Punkte für Platz zwei in der WM-Qualifikationsgruppe C holen. «Die Hoffnungen sind da. Wir haben vier Punkte und die Auswärtspartien bei den stärksten Gegnern Deutschland und Tschechien bereits hinter uns», rechnete O’Neill vor. «Sieben Punkte aus vier Spielen sind das Ziel», sagte er mit Blick auf das Heimspiel gegen den Überraschungszweiten Aserbaidschan am 11. November.

Der seit 2012 amtierende Coach hat die spielerisch limitierten Nordwest-Europäer in das EM-Achtelfinale und auf Platz 30 der Weltrangliste geführt. «Nordirland ist nicht Kategorie eins», stellte Löw fest, als er den Sieg einordnete. Kategorie eins sind die anderen Gruppengegner Tschechien, Norwegen, Aserbaidschan und San Marino aber auch nicht. Deshalb sind die WM-Chancen der Nordiren auch nach dem ungleichen Duell in Hannover intakt. Zumindest in der zweiten Halbzeit gelang den Defensivstrategen sogar ein 0:0.


(dpa)

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