Fernbusse: Die Deutsche Bahn bekommt Konkurrenz
Erstmals in ihrer Geschichte bekommt die Deutsche Bahn Konkurrenz von Bussen. Dabei stellt sich heraus, dass der vermeintliche Konkurrent niemand anderes ist, als die Deutsche Bahn selbst.
Hundert Jahre altes Gesetz verbot Fernbusfahrten
Bis vor kurzem war es in Deutschland verboten, Busreisen anzubieten. Zwar sind Fahrten, die in Deutschland beginnen, aber ins Ausland führen, erlaubt. Verboten waren bis dato Busreisen innerhalb der Bundesrepublik. Der Grund dieser Einschränkung war die Befürchtung, Busreiseunternehmen könnten der Eisenbahn, die bis heute ein Staatskonzern ist, Konkurrenz machen. Immerhin seien Busfahrten in der Regel wesentlich günstiger als eine vergleichbare Fahrt mit der Bahn. Doch die Zeiten ändern sich und das Busreisenverbotsgesetz, das aus den Dreißigern stammt, gilt als obsolet und abschaffungswürdig. So beschloss die nunmehr abgewählte schwarz-gelbe Bundesregierung, Busreisen weitgehend zu liberalisieren, wenngleich einige Einschränkungen blieben.
Liberalisierung löst Boom am Fernbusmarkt aus
Laut einem Bericht der „stuttgarter-zeitung.de“ boomt seit der Liberalisierung vor einem Jahr der Markt. Inzwischen werden über 200 Strecken angeboten, die von diversen Busreiseunternehmen befahren werden. Einer Studie des Instituts „IGES“ zufolge stehen wöchentlich 5100 Fahrten zur Wahl. Allerdings bestehen weiterhin Einschränkungen. So müssen die einzelnen Bushaltestationen mindestens 50 Kilometer voneinander entfernt seien. Der Grund: Immer noch macht sich der Staat Sorgen um die Bahn und den ebenfalls mit Steuergeldern subventionierten öffentlichen Personenverkehr, die vor einer (zu starken) Konkurrenz von privaten Busreiseunternehmen geschützt werden sollen.
Experten bezweifeln, dass die Liberalisierung überhaupt einen finanziellen Schaden für die Bahn anrichten kann. Immerhin ist die Bahn auch im Busreisegeschäft aktiv. Sie ist nicht nur das bundesweit größte Busreiseunternehmen, sondern – hinsichtlich der Fahrplankilometer – der zweitstärkste Akteur am Markt. Nur das private Unternehmen „Mein Fernbus“ steht mit 40% Marktanteil vor der Bahn (22%). Und die Bahn will ihr Angebot noch weiter ausbauen. So sollen noch 2014 neue Doppeldeckerbusse in den Dienst gestellt werden, was den Marktanteil des Staatskonzerns weiter erhöhen wird. Deshalb stellt sich die Frage: Ist die Bahn schutzwürdig – oder doch eher die privaten Anbieter, die nicht dieselben finanziellen Investitionsmöglichkeiten haben?
Trotz Marktgeschehen bleiben Busreisen preisgünstigere Alternative
Die Frage, ob die Bahn Konkurrenz bekommt, stellt sich nicht – solange die Deutsche Bahn selbst das größte Busreiseunternehmen ist. Für Verbraucher ändert das nichts. Denn solange mehrere Unternehmen am Markt sind, bleibt die Busfahrt weiterhin günstiger als eine Bahnfahrt.
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