Veggie-Day in Jugendherbergen – Pro und Contra
Vom miefigen Massenquartier hin zu mehr Service, Individualität und Modernität: in den letzten 25 Jahren haben die Jugendherbergen in Deutschland einen weiten Weg Richtung Zukunft zurückgelegt. Auch in puncto Energiebilanz und Umweltschutz möchte das Deutsche Jugendherbergswerk in seiner Branche eine Vorreiterrolle einnehmen. Der bundesweite Veggie-Day, der deshalb ab 2014 in den Jugendherbergen eingeführt wird, ist ein Baustein dieses neuen Konzeptes.
Eine Portion Grünes mit großem Potential
An einem Tag in der Woche werden nun in deutschen Jugendherbergen nur vegetarische Gerichte angeboten, ohne ein alternatives Fleischgericht. Die ökologischen Vorteile eines solchen Veggie-Days sind nicht zu unterschätzen, wie ein Modellversuch an 6 Herbergen in Nordrhein-Westfalen gezeigt hat. Im Paket mit weiteren Maßnahmen wie Strom aus erneuerbaren Energien oder dem Einkauf biologisch produzierter Lebensmittel ließ sich der CO2-Verbrauch pro Übernachtung um fast 50% senken.
Ein Veggie-Day an den rund 530 deutschen Jugendherbergen hat also weit mehr als nur Symbolcharakter, sondern in der Summe handfeste Vorteile für die Umwelt.
Pädagogischer Auftrag versus Bevormundung
Jugendherbergen sind in erster Linie für junge Menschen da. Das macht es nahe liegend, den Veggie-Day auch im Sinne eines pädagogischen Konzeptes zu begreifen. Denn dass wir alle mehr Fleisch essen als unserer Gesundheit zuträglich ist, gehört mittlerweile zu den bekannten und allgemein akzeptierten Tatsachen. Doch wie kann man die gewohnten Ernährungsmuster durchbrechen? Was kocht man denn so, wenn es vegetarisch sein soll? Und wie schmeckt vegetarisches Essen eigentlich? Ein vegetarischer Tag in der Jugendherberge ist da sicher eine aufschlussreiche Erfahrung für die Gäste.
Kritische Stimmen sprechen beim Veggie-Day von Bevormundung. Die Frage stellt sich allerdings, ob ein Auswahlmenü nicht immer eine Art von Bevormundung ist. Was, wenn es mittags Kohlrouladen oder Gemüseburger gibt, ein Gast aber gern Forelle „Müllerin Art“ hätte? Die beschränke Auswahl an Mittagsgerichten unterscheidet eben seit jeher eine Jugendherbergskantine von einer Hotelküche.
Herausforderung am Herd
In der Theorie ist der Veggie-Day an deutschen Jugendherbergen eine gute Sache. Ob das Konzept allerdings angenommen wird, hängt nun von jeder Köchin und jedem Koch einzeln ab. Denn nur wenn das Vorurteil widerlegt wird, vegetarisches Essen sei irgendwie unvollständig und weniger schmackhaft, kann innerhalb der Gesellschaft ein Umdenken stattfinden.
Der Veggie-Day der Jugendherbergen ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt dahin.
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